Vernissage
der Wanderausstellung „Lebendiger Orden mit großer Tradition – die Geschichte des Deutschen Ordens 1190 bis heute“
Die Ausstellung ist bis zum 7. März 2025 zu den Öffnungszeiten der vhs Heilbronn im Deutschhof zu sehen.
Pontifikalamt und Podiumsgespräch zur Eröffnung des Festjahres
→ 9. Februar –
Pontifikalamt zur Eröffnung des Festjahres
„800 Jahre Deutscher Orden in Heilbronn“
zum Anschauen auf YouTube
Bericht der Heilbronner Stimme:
Geistliche und ritterliche Tradition
HEILBRONN In 800 Jahren waren Stadt und Deutschorden nicht immer Freunde
Von unserem Redakteur Frank Wittmer
Viele Jahrhunderte lang waren die Stadt Heilbronn und der Deutsche Orden eher Konkurrenten. In einem spannenden und humorvollen Bogen schlug eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde den Bogen vom Mittelalter in die Gegenwart.
Nach dem Pontifikalamt im Deutschordensmünster – dem einzigen, das ihm bekannt sei, so Hochmeister und Generalabt Frank Bayard – gab es im Gemeindehaus die Speisung der hungrigen Gemeinde. Nach Böckinger „Feldgschrei“, was eine habhafte Brühe mit Bohnen, Karotten und Spätzle ist, wurde noch der Geist im Gespräch gestärkt. Pfarrer Roland Rossnagel hatte den früheren Leiter des Stadtarchivs Christhard Schrenk für die humorvolle wie kenntnisreiche Moderation gewinnen können.
Historie Seine Nachfolgerin Miriam Eberlein erwies sich als hervorragende Vermittlerin geschichtlicher Fakten und erzählte von den Anfängen vor 800 Jahren, über die man wenig wisse. Von der Schenkung der Luitgard von Dürn bis zum Übergang des Deutschhofs an die Stadt Heilbronn waren sich die beiden Kontrahenten keineswegs immer grün. „Man hat sich zwischendurch aber auch ordentlich benommen“, meinte Eberlein.
Im Jahr 1333 habe man dem Deutschen Orden mit dem Neckar-Privileg sprichwörtlich das Wasser abgegraben und so die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Heilbronn beflügelt. Bei der „betreuten Plünderung“ der Deutschordens-Gemeinschaft nach dem Weinsberger Blutostern vor 500 Jahren seien auch Ratsherren beteiligt gewesen.
Humorvoll betrachtete man auch die 120-jährige Verspätung bei der Einführung des Gregorianischen Kalenders. Zwischen Deutschhof und Stadt lagen zehn Tage Zeitunterschied. „Das ging alles durcheinander. Die einen fasten noch, die anderen feiern schon, das kann ziemlich schwierig werden.“
Aber auch Hochmeister Frank Bayard trug zum Schmunzeln bei. Auf Schrenks Frage, ob die heutigen Ordensbrüder noch mit dem Pferd reiten, antwortete er: „Die wenigsten wären so belastbar. Da würde das Gejammer schon im Hof losgehen.“ Er bedauere, „dass die ritterlichen Tugenden eliminiert wurden“, aber der Grundsatz „Not sehen und helfen“ gelte immer noch für die 75 Brüder, 64 Schwestern und rund 950 Familiaren, die sich in vielfältiger Weise vom Kinder- bis Pflegeheim, dem Schuldienst oder in der Suchthilfe engagieren. „Da wird sehr viel sozial Karitatives im Alltag versucht.“
Historiker Jörg Seiler hob auf die Wandlungsfähigkeit des Deutschen Ordens ab. Schon im Mittelalter „hochmodern“ dem Kaiser und dem Reich zugetan, habe er auch der Stadt den Weg in die Zukunft bereitet. Die Spendenfreudigkeit der Adligen hing mit dem erhofften Seelenheil zusammen. „Warum sollte man sonst sein Geld hergeben?“ Rossnagel fand die Idee gut, und würde sich heute auch wieder mehr Spendenbereitschaft wünschen. „Wir kommen ja mit unserem Pflegesystem an die Grenzen. Mit Geld allein funktioniert das nicht. Man braucht eine geistige Motivation.“
Nach der Reformation habe es auch evangelische Ritter gegeben, berichtete Frank Bayard. In Heilbronn war es den Bürgern dagegen verboten, die katholischen Gottesdienste im Deutschhof zu besuchen. Sogar das Haupttor wurde vom Rat der Stadt verriegelt.
Heute ist man gut Freund, schließlich sind ja Stadtarchiv und Museen dort eingezogen, wo früher die Ritter lebten. Warum die einstige Marienkirche nun aber Peter und Paul heißt, und ob es vor 1225 schon eine Siedlung im Deutschhof gab, das sind Themen, welche die Historiker noch erkunden können.